Am 27. September fand im boden:ständig-Projekt Kahlgrund ein Feldtag statt. Bereits im Jahr 2020 wurde eine Demoanlage angelegt, um die Effekte verschiedener Kalkungs-Varianten auf die Wasserverdaulichkeit der Böden zu untersuchen. Die Varianten unterscheiden sich im Calcium/Magnesium-Gehalt des Kalks, Ausbringungsmenge und Ausbringungshäufigkeit. Vier verschiedene Flächen wurden seitdem sukzessive aufgekalkt und parallel durch einfache bodenphysikalische Feldmethoden und bodenchemische Laboruntersuchungen begleitet.
An dem sehr gut besuchten Feldtag im September wurden vormittags zunächst bei einem „Theorie-Teil“ im Dorfgemeinschaftshaus Schneppenbach von Dr. Joachim Liebler (Regierung von Unterfranken) die ersten Zwischenergebnisse der bodenchemischen Laboruntersuchungen vorgestellt. Es ist zwar zu beobachten, dass sich eine angestrebte Veränderung in der Calcium- und Magnesiumsättigung des Kationenaustauschkomplex einstellt, mit den bisher eingesetzten Kalk-Mengen und der bisherigen Projektdauer (die Umsetzung des Kalks im Boden braucht Zeit) konnte aber noch keine Veränderung hin zum angestrebtem „Idealziel“ bewirkt werden.
Anschließend referierte Hans Unterfrauner (TB Unterfrauner GmbH), renommierter Bodenexperte mit eigenem bodenkundlichem Labor in Wien, über die Herausforderungen einer nachhaltigen Bodenbewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels und ging dabei unter anderem auf die zentrale Rolle des Kalks und die „Fraktionierte Analyse“ ein. Die „fraktionierte Analyse“ gewährt den Landwirten einen besonders tiefgehenden Blick in den eigenen Boden. Durch die Untersuchung der vorhandenen Nährstoffe in verschiedenen „Fraktionen“ (direkt wasserlöslich, nachlieferbar, Reserve) können Rückschlüsse für die Düngestrategie und die Bodenfunktionalität im Allgemeinen gezogen werden.
Im Zuge des „Praxis-Teil“ am Nachmittag stellte Reinhard Wesinger (GeoTeam Bayreuth) den Teilnehmenden als Erstes eine im Rahmen von boden:ständig geplante, ingenieurökologische Maßnahme (Weganhebung) vor. Es wurde lebhaft über die vielfältigen Hürden bis hin zur tatsächlichen Umsetzung einer solchen Maßnahme diskutiert. Dabei waren sich im Grundsatz alle einig: „Wir müssen wesentlich schneller werden – der Klimawandel wartet nicht auf uns!“
Danach zeigten Hans Unterfrauner und Dieter Knakowski (Finanzamt Aschaffenburg) anhand eines Bodenprofils die Bodengenese sowie sämtliche entscheidende Faktoren für eine hohe Bodenfruchtbarkeit auf. Auf der Demofläche von Günter Zang konnten zahlreiche Regenwurmgänge bis in eine Tiefe von über einen Meter freigelegt werden. Der in Strip-Till gesäte, sehr gelungene Mais-Bestand profitierte offensichtlich von der hohen
Regewurmaktivität und dem entsprechenden Wurzeltiefgang. Außerdem erläuterte Günter Zang seine Beobachtungen während der Versuchslaufzeit und führte vereinzelte Versickerungsversuche in den verschiedenen Kalk-Varianten durch. Aufgrund der vielen Einflussfaktoren und der sehr kleinen Grundfläche pro Versickerungsversuch kam es hierbei zu einer recht hohen Schwankung zwischen den Messungen.
Zur Abrundung des Programms wurde noch eine weitere, benachbarte Demofläche besichtigt. Es wurde Raps mit Einzelkornsätechnik in Strip-Till gesät und mit verschiedenen Nährstoffdepots unterfuß gedüngt. Bereits durch geringste Mengen an N und P kann die Herbstentwicklung des Raps merklich unterstützt werden. In einer weiteren Variante wurde zudem eine Beisaat aus verschiedenen Komponenten, beispielsweise Ramtillkraut, Lupine und Öllein, mit dem Raps kombiniert. So kann der Erosionsschutz – der aufgrund des Strip-Till-Verfahrens schon sehr gut war – zusätzlich verbessert werden.