für Wasserversorger

Folgen der Pandemie für die Wasserwirtschaft

Das neue Corona-Virus stellt uns alle auch weiterhin vor große Herausforderungen. Immer mehr Menschen sind von den Auswirkungen gesundheitlich und finanziell betroffen, während andere kaum Einschränkungen unterliegen. Nach wie vor ist Solidarität und Durchhaltevermögen gefragt. Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird – bei aller individuellen Verantwortung – auf eine harte Probe gestellt.

Besonders gefordert war und ist die öffentliche Infrastruktur, sei es durch Schutz des Personals oder die Sicherstellung der Lieferketten mit wichtigen Verbrauchsgütern. Die Wasserwirtschaft konnte Ihrem Auftrag ohne Unterbrechung gerecht werden, auch wenn Revisionen verschoben oder Wartungsintervalle verlängert werden mussten. Die Digitalisierung erhielt einen Schub, sowohl im technischen Bereich, als auch bei der Verwaltung vom Homeoffice aus. Für Pressetermine und die Information der Bürger*innen mussten neue Formate gefunden werden. Dass dies weitestgehend gelang, ist der hohen Einsatzbereitschaft des Personals in den Unternehmen und Kommunen zu verdanken.

Wie schon bei HIV, SARS, Ebola und Vogelgrippe macht uns COVID-19 deutlich, dass die zunehmende Ausbeutung der Ökosysteme, verbunden mit mehr Nähe zwischen Mensch und Tier das Überspringen von Krankheitserregern begünstigt. Die industrielle Fleischproduktion mit ständigem Antibiotikaeinsatz trägt ebenso dazu bei wie der internationale Reiseverkehr und starke Warenaustausch. Das Virus zeigt uns wie ein Brennglas die Schwachstellen und Defizite bei den Produktionsbedingungen sowie im Transport- und Dienstleistungsgewerbe.

Aus Sicht vieler Branchenexperten ist eine neue Wertschätzung der öffentlich-rechtlichen Versorgungsunternehmen erforderlich. Eine staatliche Kofinanzierung aller notwendigen Projekte ist durch die Mittelbereitstellung von Bund und Ländern gegeben. Offenbar kommt das Geld aber nicht bei allen Kommunen an, weil die Eigenanteile nicht erbracht werden können oder nicht genügend Verwaltungspersonal vorhanden ist. Im Sinne gleichwertiger Lebensverhältnisse und aufgrund konkreten Sanierungsbedarfs müssen gerade finanzschwache Kommunen unterstützt werden. Hier hat die interkommunale Kooperation in Zukunft noch ein weites Betätigungsfeld.

Quelle: Korrespondenz Wasserwirtschaft 2020 (13) Nr. 12

Umweltbundesamt startet Nitrat-Kartendienst

Das UBA hat einen neuen interaktiven Kartendienst zu den Nitratwerten der Messstellen in Deutschland freigeschaltet, um dem Informationsbedürfnis aller Bürger*innen Rechnung zu tragen. Die Daten sind auch auf mobilen Endgeräten abrufbar, vorzugsweise mit den Browsern Chrome und Firefox in der jeweils neusten Version. Weitere Infos:

https://www.umweltbundesamt.de/themen/uba-startet-interaktive-nitrat-karte

Kernbotschaften des nationalen Wasserdialogs

Ende 2020 wurde der nationale Wasserdialog abgeschlossen, in dem Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Praxis und Verwaltung zwei Jahre lang die wesentlichen Ziele, Leitlinien und Herausforderungen der Wasserwirtschaft erarbeitet haben.

In 16 Kernbotschaften wird der Spannungsbogen der unterschiedlichen Interessen und zu bewältigenden Aufgaben bis 2030 aufgezeigt. Die beschlossenen Maßnahmen sollen spätestens 2050 wirken. Unter anderem gilt es, die Wertschätzung für Gewässer mit ihren unverzichtbaren Funktionen noch besser in Politik und Gesellschaft zu verankern. Dies beinhaltet auch erweiterte Angebote für die schulische, handwerkliche und akademische Aus- und Fortbildung.

Weitere Investitionen in die Infrastruktur müssen deren Widerstandskraft (Resilienz) stärken und sie möglichst klimaneutral machen. Auf Basis eines Rahmenkonzeptes von Bund und Ländern werden die Behörden regionale Maßnahmen zur Klimaanpassung und Nutzungsprioritäten entwickeln. Kernbestand der Daseinsvorsorge ist eine mit möglichst geringem Aufbereitungsaufwand erzeugte, in Menge und Qualität einwandfreie Trinkwasserversorgung.

Nutzungskonflikte in Überschwemmungs-, Naturschutz- und Wasserschutzgebieten sollen zukünftig besser vermieden werden, indem die Raum- und Flächenplanung stärker mit den wasserwirtschaftlichen Vorgaben abgestimmt wird. Stoff- und Sedimenteinträge in die Oberflächengewässer und das Grundwasser müssen noch wirksamer verringert werden. Dabei sind die Land- und Wasserwirtschaft aufgefordert, gemeinsam regionale und praxisgerechte Standards für eine gewässersensible Landnutzung zu entwickeln. Dafür sollen die „Ökosystemdienstleistungen“ der Landwirtschaft besser honoriert und die Mitverantwortung von Handel und Verbrauchern herausgestellt werden.

Die beteiligten Bundesministerien (BMU + BELF) sind aufgefordert, mit allen relevanten Akteuren auf eine Stärkung gewässerschonend erzeugter Lebensmittel und Rohstoffe hinzuwirken und die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren. Dazu gehört auch, dem Gewässerschutz entgegenstehende Normen und Qualitätsstandards abzuschaffen.

In den Trockenjahren 2003 und 2018/19 sind vor allem die gesunkenen Quellschüttungen und Grundwasserspiegel sowie die Mindestwasserführung der Flüsse in den Fokus gerückt. Die zukünftig höhere Wahrscheinlichkeit von Dürreperioden wird vor Ort Kompromisse für eine gerechte Verteilung der teilnachhaltig nutzbaren Wassermenge erforderlich machen. Bei der Bewilligung und Kontrolle von Wassernutzungen ist deshalb eine noch intensivere Zusammenarbeit der Behörden notwendig.

Unser Fazit: Die konstruktive Kooperation zwischen der Landwirtschaft und den Wasserversorgern auf Augenhöhe bewährt sich seit Jahrzehnten und wird auch morgen praktikable Lösungen finden, wenn es gelingt, die Bürokratie in Grenzen zu halten. Wasserschutzgebiete sollten weiterhin die Zukunftswerkstätten sein, um nachhaltige und praxisgerechter Maßnahmen zu entwickeln und zu erproben.

Quelle: www.bmu.de/wasserdialog

Sind 30% Ökolandbau bis 2030 realistisch?

Derzeit werden 11 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Bayern ökologisch bewirtschaftet. Während das Angebot an Biomilch und -eiern ausreichend ist, besteht bei Ökofuttermitteln und Bio-Obst und -Gemüse noch ein großes Potenzial, Importe durch heimische Erzeugnisse zu ersetzen. Die Verarbeitung der Ökoprodukte erfolgt in Bayern in knapp 4.000 Betrieben.

Seit August 2019 besteht das neue Landesprogramm „BioRegio 2030“, das eine Ausweitung des Ökolandbaus bis 2030 auf 30 % der LN vorsieht. In einer Studie haben FiBL und Ecozept im Auftrag der Grünen-Landtags-fraktion untersucht, ob eine höhere Produktion auch regional verarbeitet und ohne Preisverfall verkauft werden könnte. Die aktuelle Umstellungsdynamik belegt, dass dem auf Erzeugerseite nichts entgegen steht. Die Herausforderungen liegen vor allem auf der Nachfrageseite, der bayerische Ökoumsatz müsste innerhalb der nächsten zehn Jahre verfünffacht werden.

Das bedeutet, dass sich die jährlichen Pro-Kopf-Ausgaben für Ökolebensmittel im gleichen Zeitraum von rund 120 auf 650 € erhöhen würden. Derzeit liegen die jährlichen Gesamtausgaben für Lebensmittel in Bayern bei etwa 1.900 € pro Kopf und würden im 30%-Szenario auf 2.100 € steigen. Das wären im Jahr 2030 monatliche Mehrkosten von knapp 17 € pro Kopf.

Die befragten Experten glauben nicht, dass diese Steigerung allein über die privaten Haushalte zu erreichen ist. Vielmehr sehen sie staatliche und kommunale Einrichtungen, Unternehmen und andere Institutionen in der Pflicht, Vorbildfunktion zu übernehmen. Besonders wichtig sei eine Öffentlichkeitsarbeit, die ohne Gegensätze zur konventionellen Landwirtschaft aufzubauen, nachhaltiges Handeln unterstützt. Weiterhin müssten die Ernährungsbildung in Schulen verstärkt und mehr Bioprodukte in Gemeinschaftsverpflegungsstätten verwendet werden.

Darüber hinaus müssen die regionalen Wertschöpfungsketten geschlossen und Vermarktungsabläufe verbessert werden. So könnten die Verkaufspreise ohne Verfall der Erzeugerpreise gemindert werden. Vertikale Vertragssysteme würden allen Beteiligten vom Erzeuger bis Endverbraucher Transparenz und Sicherheit gewährleisten.

Quelle: Ökologie & Landbau 1/2020

Klimawandel konkret bis 2030

Die neuste Klimaprognose des Deutschen Wetterdienstes DWD für die nächsten 10 Jahre verheißt nichts Gutes: Gegenüber der Referenzperiode 1981-2010 könnten die Durchschnittstemperaturen um bis zu 2 °C steigen. 9 der 10 wärm-sten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen in Deutschland 1881 traten in den letzten 20 Jahren auf. Seit 1970 wurde es im Schnitt pro Dekade 0,37 °C wärmer. 2019 brach auch den Rekord bei den Extremtemperaturen. Ende Juli wurden an vielen Stationen an drei aufeinander folgenden Tagen über 40 °C gemessen.

Wesentlich uneinheitlicher ist die Situation bei den Niederschlägen. In ganz Deutschland fiel 2019 zwar nur 54 mm (7 %) weniger Regen als im langjährigen Durchschnitt, bezogen auf den Zeitraum April bis September waren es jedoch 83 mm weniger. Allein in den Sommermonaten Juli bis August betrug das Defizit 65 mm (27 %). Die Auswertung der Starkregenereignisse (siehe Abbildung) zeigte, dass diese vorrangig von Mai bis September auftraten und von 2001 bis 2018 zunahmen. Sie bestätigen zunehmend die Erwartung der Klimaforscher, dass sich zukünftig häufiger Starkregenereignisse mit längeren Trockenperioden abwechseln dürften.

Auch wenn ein Trend erst für einen Messzeitraum von 30 Jahren belastbar sein wird, rät der Präsident des DWD, Prof. Adrian, insbesondere der Wasser- und Landwirtschaft, sich auf diese Entwicklung vorzubereiten und die Anstrengungen zum Klimaschutz zu intensivieren. Wir seien die erste Generation, die den menschengemachten Klimawandel so umfassend analysiert, aber auch die erste, die die Folgen am eigenen Leib erleben wird.

Quelle und weitere Infos: https://www.dwd.de/DE/presse/pressekonferenzen/DE/2020/PK_17_03_2020/pressekonferenz.html?nn=509470