Betrieb Behr: Trinkwasserschutz und Initiative boden:ständig
Nördlich von Bad Königshofen i. Grabfeld erstreckt sich das Haubachtal. Hier befindet sich das 95 ha große WSG des ZVW Bad Königshofen. Im Jahr 2017 wurde in diesem Gebiet das boden:ständig-Projekt „Haubachtal“ initiiert. Im Haubach und bei einleitenden Drainagen werden z. T. sehr hohe Nitratgehalte gemessen. Einer der drei Tiefbrunnen des ZVW Bad Königs-hofen weist erhöhte Nitratwerte auf. Ziel des boden:ständig-Projekts ist, den Nitratgehalt im Boden und die diffusen Stoffeinträge in den Bach zu verringern und somit den Nitratgehalt sowohl im Bach als auch im Brunnen zu senken (nach https://www.boden-staendig.eu/projekte/haubach). Somit verfolgt die Initiative boden:ständig in diesem Gebiet das gleiche Ziel wie die Kooperation zwischen Landwirtschaft und dem Wasserversorger.
Mehrere Hektar Ackerfläche in diesem Gebiet werden im Nebenerwerb von Herrn Behr aus Großeibstadt bewirtschaftet. Angebaut werden Winterweizen, Mais, Triticale-GPS (vor Mais) und Raps. „Die ausbleibenden Niederschläge nach der Saat waren ein Problem für den Raps in den letzten Jahren.“, so Herr Behr. Vielleicht wird er bald keinen Raps mehr anbauen (können). Winterweizen und Raps werden über den nahegelegenen Landhandel vermarktet. Mais und Triticale-GPS werden an die Bioenergie Bad Königshofen GmbH & Co. KG geliefert.
Herrn Behr ist die Nitratproblematik in diesem Gebiet bewusst. Seiner Düngebedarfsermittlung legt er stets den mittleren Ertrag der letzten Jahre und somit eine realistische Ertragserwartungen zugrunde. Zudem entschied er sich wegen der postulierten niedrigen Restnitratgehalte ganz bewusst für die Anlage eines Silphie-Felds im WSG. In Eigenregie wurde im Jahr 2017 die Silphie unter Deckfrucht Mais ausgesät und konnte erfolgreich etabliert werden. Im Trockenjahr 2018 musste die Fläche auf Grund des starken Unkrautdrucks Ende Mai jedoch frühzeitig notbe-erntet werden. Im Jahr 2019 konnten sowohl ein zufriedenstellender Silphie-Ertrag als auch ein geringer Restnitratwert von 28 kg N/ha erzielt werden.
„Ich sehe die Silphie-Fläche als meinen aktiven Beitrag zum Grundwasserschutz an“, so Herr Behr. Und: „Eigentlich sollte es möglich sein, dass jeder Landwirt auf einem (kleinen) Teil seiner Fläche einen entsprechenden Beitrag leistet“.
Erosions- und Gewässerschutz liegen Herrn Behr ebenfalls am Herzen. Nach einer Informationsveranstaltung zu Randstreifen im Rahmen des boden: ständig-Projekts wurde noch im Herbst 2018 ein Erosionsschutzstreifen an einer gefährdeten Fläche angelegt. Im Folgejahr folgten an drei, an den Haubach bzw. an wasserführende Gräben grenzende Flächen entsprechende Gewässerrandstreifen. „Diese Streifen sind auch hinsichtlich der geltenden Pflanzenschutzmittel-Auflagen gar nicht schlecht“, so Herr Behr. So kann Vorgeschriebenes mit Nützlichem sinnvoll verknüpft werden.
Hier im Haubachtal zeigt sich schön, wie Wasserversorger und die Initiative boden:ständig gemeinsam mit den wirtschaftenden Landwirten zwar (teilweise) mit unterschiedlichen Ansätzen, aber immer auf freiwilliger Basis und mit dem gemeinsamen Ziel der Reduzierung von Stickstoffeinträgen zusammenarbeiten (können).
Betriebsvorstellung: Familie Reihl aus Hildenbach
Die Familie Reihl bewirtschaftet im Fichtelgebirge einen mittlerweile viehlosen Betrieb. Nachdem der Anbindestall mit 25 Milchkühen in die Jahre gekommen war, stellte sich die Frage: Aufhören oder Stallneubau mit Millioneninvestition? Man entschied sich für die Umstellung auf Ökolandbau im Jahr 2015 und schloss sich dem Bioland-Verband an. Der Betrieb Reihl hatte schon Erfahrungen in der Saatgut-vermehrung und deshalb wagten sie den Schritt auch Bio-Saatgut zu vermehren. Hilfreich hierfür waren die Kontakte zu der Vermarktungsgesellschaft BioBauern mbH, die wichtige Impulse gegeben hat.
40 Hektar der Betriebsfläche liegen im Wasserschutzgebiet Bergwiesenbrunnen der SWW Wunsiedel. Davon entfallen 20 Hektar in WSG-Zone II, in der keine Wirtschaftsdünger ausgebracht werden dürfen. Um Stickstoff auf den Flächen zu binden, wird Rotklee zur Vermehrung angebaut. Insgesamt bereichern die verschiedensten Kulturen wie z. B. Dinkel, Winterweizen, Triticale, Phacelia, Erbsen, Wiesenschwingel, Sommergerste und Buchweizen die Fruchtfolge.
Neben der obligatorischen jährlichen Ökozertifizierung wurde eine separate Zertifizierung für die Saatgutproduktion benötigt. Um Verunreinigungen bei der Ernte zu vermeiden, ist ein eigener Mähdrescher vorhanden. Vor jedem Fruchtwechsel muss dieser gründlich gereinigt werden, was alleine circa zwei Stunden dauert. Da die verschiedenen Sämereien wie Rotklee, Phacelia und Buchweizen über die Blüte hinaus stehen bleiben, freuen sich ganz besonders die Bienen und andere Insekten. Speziell der Buchweizenhonig ist mit seinem herben Geschmack eine Kostprobe wert.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, wurde in eine aufwändige Trocknung, Reinigung und Lagerung investiert.
Christian Reihl hat seine Nische gefunden und bedankt sich für die gute Zusammenarbeit mit dem Wasserversorger SWW Wunsiedel. Das Bild zeigt ihn mit seinem Dinkel-Bestand, im Hintergrund ist der höchste Berg Nordbayerns, der Schneeberg (1051 m ü. NN) zu sehen. Auf seinem Betrieb ergänzen sich Ökologie und Nachhaltigkeit in idealer Weise. Wir wünschen der Familie Reihl auch weiterhin viel Erfolg!
Betriebsvorstellung: Katja Freiberger aus Neuhof bei Creußen
Frau Freiberger bewirtschaftet mit hohem privatem Engagement ihren Nebenerwerbs-betrieb. Ihr liegt besonders der Schutz von Tier und Umwelt am Herzen.
Es werden 14,5 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet, davon ca. 2 Hektar Ackerland. Ein Teil ihrer Flächen liegt im WSG Creußen. Der Betrieb hat sich über die Jahre stark gewandelt. So wurden bis zum Jahr 1996 Bullen gemästet. Danach wurde – da schon immer Pferde mit auf dem Betrieb waren – verstärkt in die Kaltblut- Pferdezüchtung eingestiegen. Zurzeit gibt es auf dem Hof vier Pensionspferde und zwei eigene, mit denen an kleineren Sprungturnieren teilgenommen wird.
Die landwirtschaftlichen Flächen wurden schon immer extensiv bewirtschaftet und so lag es auf der Hand, auf biologische Bewirtschaftung umzustellen. Dieser Schritt erfolgte im Jahr 2015 nach einer Beratung durch Ewald Herrmannsdörfer vom GeoTeam Bayreuth. Die Kooperations-vereinbarung zwischen dem ZVW Creußener Gruppe und den im WSG wirtschaftenden Landwirten bietet diese Möglichkeit der individuellen Beratung. Hierfür ist Frau Freiberger dem Zweckverband sehr dankbar.
Im Gespräch bemängelt sie, dass es früher noch viel mehr Feldraine und Wege zwischen den einzelnen Flächen gab, auf denen sich auch die Insekten zurückziehen konnten. Aber durch das Hofsterben werden die Flächen immer größer. Wenn man sich mit den jungen Landwirten trifft, reden diese nur noch über Technik und, wenn z. B. ein Vogel vorbeifliegt, wissen die wenigsten, wie dieser heißt. Heute muss sich alles um die Wirtschaftlichkeit drehen und die Nachhaltigkeit geht dabei verloren.
Frau Freiberger möchte ihren Betrieb in naher Zukunft wieder vielfältiger aufstellen und – wie früher – Hühner, Kühe und Schweine halten. Um Verletzungen von Rehkitzen beim Heumähen zu vermeiden, wurde zunächst ein akustischer Wildretter angeschafft. Im Jahr 2019 folgte noch eine Drohne mit Wärmebildkamera. Mit dieser wurden gute Erfahrungen gemacht und drei Rehkitze konnten gerettet werden.
Da es jetzt auf VNP-Flächen eine Förderung für schonende Mahd gibt, ist die Anschaffung eines Doppelmessermähbalkens im Heckanbau geplant. Davon verspricht sich Frau Freiberger eine insektenfreundliche Mahd und weniger Bröselverluste beim Heu.
Abschließend bringt Frau Freiberger zum Ausdruck, dass alle wieder mehr für die Artenvielfalt tun müssen. Tiere sollten nicht nur Mittel zum Zweck sein – egal ob groß oder klein.